Eine Liebesgeschichte über den Purin
Japan und Karamellpudding ist eine große Liebe, was auch nicht verwunderlich ist, denn Yōgashi (Süßigkeiten und Desserts nach westlicher Art) sind schon lange sehr beliebt.
Die Liebe begann, als die Portugiesen im 16. Jahrhundert ins Land kamen, von denen Japan den Biskuitkuchen (Kasutera) und Kandiszucker (Kompeito) übernahmen.
Als sich das Land im 19. Jahrhundert öffnete, wurden viele Süßigkeiten und Desserts adaptiert.
Besonders beliebt wurden Süßigkeiten auf Basis von Vanillepudding, was man auch daran sieht, dass es heute in Japan eine Reihe von Desserts, die zwar ihre Grundlage in anderen Ländern haben, in Japan aber verfeinert wurden.
Der beliebteste Pudding ist wohl der Karamellpudding oder Karamellflan. Schriftlich erwähnt wurde er im Jahr 1872, dem beginn der Meiji-Ära (1868 bis 1912), im „Seiyo Ryori-tsu“ („Kenner der westlichen Küche“).
Der Pudding scheint auf der französischen Créme Renversée oder Créme Caramel zu beruhen, obwohl der Name „Poddingu“ vom englischen „Pudding“ abgeleitet wird.
Im Laufe der Jahre wurde aus „puddingu“ dann „purin“, so wie der Karamellpudding heute genannt werden.
Wie eigentlich alle Milchprodukte war Purin bis nach dem Zweiten Weltkrieg ein Luxuslebensmittel.
1946 wurde das Hotel New Grand in Yokohama als temporäres Hauptquartier für die alliierten Truppen unter der Leitung von General Douglas MacArthur genutzt. Die Hotelköche entwickelten eine besondere Version des Karamellpuddings, der das Herzstück einer großen Glasschale bildete, die mit frischem Obst, Eis und Schlagsahne gefüllt wurde.
„Purin a la mode“ wurde sehr beliebt bei den Amerikanern. Heutzutage ist Purin a la Mode in Familienrestaurants weitverbreitet und obwohl es als etwas altmodisch gilt, war es einmal das ultimative luxuriöse Dessert.
1972 eroberte Purin die japanischen Haushalte, als Fertigmischungen wie Glicos Pucchin Purin auf den Markt kamen. Doch um die Jahrtausendwende verlor er an Beliebtheit.
In den letzten zehn Jahren ist der Karamellpudding wieder in Mode gekommen. In kleinen Gläsern serviert, sind sie zu einem Trend-Dessert geworden, die von Konditoreien und Fachgeschäften verkauft werden.
Die Menschen stehen oft stundenlang an, um Premium-Purin zu kaufen.
Da wir nicht in Japan sind und Purin hier nicht ganz so leicht zu bekommen ist, hier noch ein Rezept, wie man diesen Karamellpudding zu Hause nachkochen kann.
Für die Karamellsauce braucht ihr:
Außerdem braucht ihr sechs hitzebeständige Gläser.
Gebt 80 Gramm Zucker und kaltes Wasser in einen kleinen Kochtopf und kocht es bei mittlerer Hitze. Kochen, bis die Zuckermischung eine mittel- bis dunkelbraune Farbe hat. Je dunkler sie wird, desto bitterer wird sie (Lasst es nur nicht zu dunkel werden), fügt das heiße Wasser hinzu und dann gut vermischen. Gießt dann das Karamell in die Gläser.
Gebt die Milch und die Vanilleschote in einen kleinen Topf und kocht sie auf. Danach dreht dann die Hitze so weit es geht herunter und lasst die Milch 10 Minuten lang köcheln.
Den Herd ausschalten und die Vanilleschote weitere 15 Minuten in der Milch ziehen lassen.
Schlagt die Eier in einer großen Schüssel mit Stäbchen oder einem Schneebesen auf, aber lasst die Mischung nicht aufschäumen. Die Sahne und dann die Milch hinzufügen (die Vanilleschote vorher herausnehmen**). Passiert die Mischung durch ein feinmaschiges Sieb und gießt sie dann in die Gläser.
Deckt die Gläser mit Folie ab und stellt sie in eine Pfanne. Füllt die Pfanne mit Wasser, bis die Gläser halb eingetaucht sind. Erhitzt die Pfanne bei mittlerer Hitze, bis das Wasser gerade sprudelt und lasst es etwa fünf Minuten kochen. Deckt die Pfanne zu, nehmt den Topf vom Herd und lasst den Pudding durch die Restwärme weitere 10 bis 15 Minuten ziehen.
Lasst die Gläser dann auf Raumtemperatur abkühlen und stellt sie in den Kühlschrank vor dem Servieren.
Lasst es euch schmecken und vielleicht entdeckt ihr ja auch eure Liebe für den Purin.
** Die Vanilleschote nicht wegwerfen, bewahrt sie in einem Glas im Kühlschrank auf, dann könnt ihr sie noch einmal verwenden.